Kapitel 5 - by Roman Romanowski ("Darthsimon")

....ein riesiger, dunkler Tornado! Er fegte schon durch die ganze Schweiz bis nach Bern, hatte seinen Ursprung im Atlantik und traf zuerst auf das Festland in Südwestspanien. All das wussten Doyle, Patrick, Edgar, Dr. Leary und am allerwenigsten der Drache freilich nicht – und es war ihnen im Moment auch sowas von egal.

Man konnte mittlerweile keine Trichterform des tobenden Tornados mehr erkennen. Die ganze Luft schien zu beben, es wurde immer dunkler und alle erzitterten vor dem, was da auf sie zu zukommen drohte. Der Drache konnte mitten im Flug gerade noch umkehren und zog seine Flügel zusammen. Sie fielen Richtung Boden wie Wackersteine und nur im letzten Moment streckte der Drache seine Flügel auseinander, so dass sie relativ unsanft landeten. Sie befanden sich wieder im Stadion. Keiner schien sie oder den Tornado zu bemerken, da alle ausgelassen feierten – bis auf die ungarischen Fans, die weinten bitterlich, so dass auch sie nichts mit bekamen.

Patrick wurde durch das ganze Manöver schwarz vor Augen und brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Doyle versuchte einen halbwegs klaren Kopf zu behalten, was in diesem Unwetter wirklich sehr schwierig war. Er ließ seinen Kopf umherschweifen, suchte nach etwas. Was genau, wusste er noch nicht. „Schnell“, dachte er leise, „uns läuft die Zeit davon.“

Da! Er entdeckte eine Art Falltür im hinteren Bereich der Tribünen auf der gegenüber liegenden Seite des Rasens, unter den Sitzen. Doyle hatte wirklich fantastische Augen, wofür ihm Patrick einmal den Spitznamen ‚Adler’ verpasst hatte. Nie hatte Patrick bemerkt, dass Doyle ihn beim Kartenspielen nur deswegen fast ausschliesslich besiegte, weil er sich immer gegenüber ihres einzigen Spiegels in ihrem Appartment hinsetzte und ihn zwar nicht immer, aber regelmäßig, ausspionierte. Doyle war eben oft in Geldnot, leider auch Patrick, so dass er ihm immer noch glatte 1000,- Euro schuldete - das war schon abgerundet.

Daran konnte er aber im Moment überhaupt nicht denken, sondern schrie: „Schnell, da entlang!!“ Die beiden Doktoren liefen voran, Doyle musste Patrick auf die Schultern nehmen. Der Drache begriff nicht so schnell, was geschah und rührte sich nicht. Auch er hatte Angst.

Als unsere vier Freunde schon an der Falltür angekommen waren und in den darunter liegenden Bunker krochen, wurde es immer lauter. So laut, dass sogar die feiernden und weinenden Menschen im Stadion bemerkten, was los war. Der Tornado war ganz nah. Abrupt wurde es leise. Doyle hatte schon einmal im Fernsehen gesehen, was das bedeutete. Sie waren im Auge des Wirbelsturms. Er konnte gar nicht lange darüber nachdenken, da wurde es wieder ohrenbetäubend laut und der Drache, der im großen Stadion wie in einem Gefängnis steckte, wurde in die Lüfte gerissen. Ohne, dass er es wollte. Alle Menschen verfielen schlagartig in Panik. Diese hielt nicht lange an, da auch sie in die Höhe gewirbelt wurden. Doyle hörte leiser werdende Schreie und hatte wahnsinnige Angst. Patrick öffnete langsam die Augen, und er wusste diesmal sofort was los war. Dieses Mal wachte er nicht verschlafen auf, wie es Doyle von seinem besten Freund sonst gewöhnt war.

 

Bis der Lärm verschwand, dauerte es gefühlte Stunden. In Wirklichkeit waren es nur einige Minuten. Doyle schaute sich um – wo waren sie überhaupt gelandet?

In diesem Bunker roch es modrig und Moos und Spinnweben konnte man im dunklen Licht sehen und fühlen. „Wo kommt das Licht her?“, fragte Patrick. Sie wollten gerade den unendlich lang zu scheinenden Gang hinter den zerborstenen Mauern entlang gehen, um zu erkunden, wo er hinführte, da klopfte es an die Falltür.

 

„Ein Wirbelsturm“, dachte Emilio Gustaffo, „das wird sie unschädlich machen, diese elenden Hunde. Wenn es ein fieser Waschbär und ein bissiger Drache immer noch nicht geschafft haben.“ Es war schauerlich mit anzusehen, wie grässlich und hässlich dieser Mensch lachen konnte – er tat es mit voller Inbrunst. Emilio war ein böser, jahrtausende alter Zauberer, der es nicht ertragen konnte, wenn gewöhnliche Menschen in das Zauberhandwerk eingriffen. Besonders gegen Dr. Leary hegte er die dunkelsten Pläne, da er es vollbracht hatte, in der Zeit zu reisen und ein Pulver zu entwickeln, das übernatürliche Kräfte in Menschen freisetzte. Dies alles blieb normalerweise nur Zauberern vorenthalten.

Nach dem unglaublichen Getöse des Wirbelsturms, dessen Erzeugung Emilio viel Kraft gekostet hatte, stieg seine Wut über Dr. Leary und seine Begleiter, besonders über Doyle. Dieser hatte es geschafft, dank seiner guten Auffassungsgabe, die ungewöhnlich hoch war für einen Menschen, sich und seine Mitstreiter zu retten.

Er folgte ihnen Richtung Falltür, in die sie vor ein paar Minuten entkommen waren und klopfte gehässig grinsend auf das morsche Holz........